LG Bad Soden / Neuenhain

Leichtathletik

Kai Strauch hat noch Luft nach oben (HK-Artikel)

Artikel aus dem Höchster Kreisblatt vom 13.7.2019:


Eine nicht alltägliche sportliche Laufbahn legte Kai Strauch (LG Bad Soden/Sulzbach/Neuenhain) hin. Der 21-jährige Student entwickelte sich vom Volksläufer zu Hessens besten 400 m Läufer. Am 3./4. August startet er erstmalig bei den "Deutschen" im Berliner Olympiastadion.

Bad Soden – Betrachtet man die läuferische Entwicklung von Kai Strauch bleibt einem nicht verborgen, dass der dreifache Deutsche Hochschulmeister über die 400 m mit zunehmenden Alter sich auf immer kürzere Strecken begab, denn seine Begeisterung für das Laufen entdeckte er bei Volksläufen über 5 km. „Dann wurden die Strecken immer kürzer bis ich jetzt bei den 400 m angekommen bin“, beschreibt der Student augenzwinkernd seine Entwicklung vom einstigen Volksläufer zum schnellen Mann über die Stadionrunde
Inzwischen ist er so schnell, dass er sich mit 47,78 Sekunden für die 119. Deutschen Meisterschaften am 3./4. August im Berliner Olympiastadion qualifiziert hat. Das ist der bisherige Höhepunkt seiner Leichtathletik-Laufbahn, die im Jahre 2011 unter der Regie von Trainerin Sabine Müller (LG BSN) begann. Sie ist auch heute noch seine Trainerin.

Wie die meisten Jungen begann auch der Student der Hochschule Rhein-Main mit dem Fußball. Das aber währte nicht lange, da eine Reihe seiner Mitspieler aufhörten. Kai Strauch wollte das auf keinen Fall – ohne Sport war nicht sein Ding. Schon beim Fußball war sein läuferischer Einsatz seine große Stärke. Schon da merkte er, dass Laufen seine große Leidenschaft werden könnte. Er wollte schneller werden – also hieß es zunächst einmal die Lauftechnik zu verbessern. Da war es dann auch nicht mehr weit, sich der LG BSN anzuschließen. Eine Entscheidung, die der 1,87 m große Athlet nicht bereute. LG-Trainer Sabine Müller nahm ihn unter ihre Fittiche. Schnell waren 7–8 Stunden Training pro Woche in der Schülerklasse, der B- und A-Jugend erreicht. Als U 18 Athlet tauchte er erstmals in den Meisterschaftslisten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes auf – 50,52 Sekunden – das war im Jahre 2014 Platz sieben. Es folgten sechs Hessen-Meisterschaften. Die begehrte 50 Sekunden-Grenze unterbot er 2015 mit 49,52 Sekunden . Bei der U 20 DM in der Halle war Platz sieben das beste Resultat.

Auch in der Halle fiel die 50-Sekunden-Marke - 49,18 Sekunden im Jahre 2016. Basis dieser Zeiten sind die 100 m in 11,25 Sekunden und über die 200 m in 22,05 Sekunden. Das sind Zeiten aus dem Jahre 2018. "Vermutlich wären hier noch schnellere Zeiten in 2018 möglich gewesen", meint Kai Strauch.
Doch auch hier gilt – ohne Fleiß keinen Preis. So hat das Training zwischenzeitlich einen Umfang von 10 – 12 Stunden pro Woche angenommen.
Grundlage des Trainings ist der wöchentliche Trainingsplan von Trainerin Sabine Müller. Inhalt: Koordinationsübungen, Lauftechnik, Starts, kurze und lange Sprints. Dauerläufe von 20-30 Minuten dienen der Regeneration. Läufe bis maximal 800 m erhöhen die Sprintausdauer. Im Kraftraum steht ein Kraft-Ausdauer-Zirkel an – 18 Übungen mit 30 Sekunden Belastung und 30 Sekunden Pause. Selbst in den eigenen vier Wänden ist noch Training angesagt – Dehn – und Stabilitätsübungen.

Das alles soll zu noch besseren Zeiten führen. „Ich denke, dass Kai in ein paar Jahren in der Lage sein wird, bei Deutschen Meisterschaften ganz vorn dabei zu sein. Da muss natürlich alles passen wie Studium, Gesundheit und Lebenswandel“, wagt Trainerin Sabine Müller einen Blick in die Zukunft. Der Part der Trainerin dabei – behutsam an den „Stellschrauben“ zu drehen. Wichtig ist nach Einschätzung von Trainerin Müller ein Aufbau „Step by Step“ – und vor allen Dingen nicht zu überziehen.

Reserven sehen Athlet und Trainerin noch in der Grundschnelligkeit und der Beschleunigung. Wichtig aber auch Studium und Sport zeitlich unter einen Hut zu bringen. „Da ist gutes Zeitmanagement unerlässlich. Es gehört schon Ehrgeiz und viel Disziplin dazu, sich am Wochenende neben dem Sport hinzu setzen und zu lernen“, sagt Kai Strauch. Beides ist für ihn jedoch mit Spaß verbunden. Mal mehr, mal weniger – wie der durchaus einräumt.
Doch in der bisherigen Saison hat das gut geklappt. Das ist auch auf eine gewisse Lockerheit, die sich in dieser Saison einstellte, zurückzuführen. An Kampfgeist hat es ohnehin nie gefehlt. "Ich kämpfe immer bis über die Ziellinie", so Kai Strauch. (rmü)

FM