LG Bad Soden / Neuenhain

Leichtathletik

Das große Ziel ist erreicht

Artikel aus dem Höchster Kreisblatt vom 4.5.2016:


















Von VOLKER HOFBUR

Unter dem Jubel der Zuschauer auf der Sportanlage am Sauerborn lief der für die LG Bad Soden/Sulzbach/Neuenhain startende Schwalbacher über 800 Meter einen Altersklassen-Weltrekord. Foto: Marcel Lorenz

Neuenhain. Bei den Bahneröffnungs-Wettkämpfen seines Vereins war dieser Lauf über 800 Meter der Höhepunkt. Das Ziel von Peter Oberließen war, den Weltrekord des Südafrikaners Stan Immelman von 2:03,7 Minuten zu unterbieten. Dieses Ziel erreichte er: Die Uhr blieb nach 2:03,17 Minuten stehen.

Dollmann war nicht fit

Dabei waren die Voraussetzungen nicht optimal. Sein Tempomacher und früherer Arbeitskollege Björn Dollmann, der für den USC Mainz startet und im vergangenen Jahr deutscher Meister der Altersklasse M 35 über 3000 Meter geworden war, war gesundheitlich angeschlagen. „Er ist ein ehemaliger Arbeitskollege von mir. Wir sind oft mittags zusammen gelaufen“, erklärt Oberließen, „er ist extrem zuverlässig und selbst angeschlagen immer noch besser als andere. Es ist schließlich nicht so leicht, als Tempomacher zu laufen“. Geplant war, dass Dollmann die ersten 600 Meter das Tempo machen würde und nach 1:30 Minuten Oberließen laufen würde. „Die Umstände waren nicht gut, denn der Wind war ziemlich stark und behinderte die Läufer. „Björn musste zwei Mal gegen den starken Wind laufen – und das in seinem angeschlagenen Zustand. Daher war er auch bei 1:32 Minuten“, berichtete der Schwalbacher, „aber es hat ja gereicht“.

Damit erfüllte er sein Ziel, das er sich vor vier Jahren gesetzt hatte. „Meine Tochter hatte anlässlich der Olympischen Spiele in London gesagt, dass sie in vier Jahren die Urkunde mit meinem Weltrekord auf ihrem Schreibtisch liegen sehen möchte. Das haben wir danach zelebriert und ihr die Urkunde auf den Schreibtisch gelegt“, erklärte Oberließen. Er hatte sich drei Monate sehr intensiv auf diesen Lauf vorbereitet – zumeist mit zwei Trainingseinheiten täglich. Das war schon sehr extrem. Und viele Bekannte von ihm kamen sogar aus London, aus Fürth oder Hilden, um diesen für ihn so wichtigen Lauf zu sehen. „Sie mussten teilweise ihr Auto in Sulzbach oder Schwalbach abstellen und haben sich dann nach Neuenhain durchgeschlagen“, erzählte Oberließen. Und er dankte noch einmal Björn Dollmann: „Man kann gar nicht hoch genug bewerten, was er geleistet hat. Ich würde einen Rekordversuch mit keinem anderen Läufer probieren.“

Durch die verschiedenen Wertungen auf deutscher und internationaler Ebene ist nun der seltene Fall eingetreten, dass Peter Oberließen zwar Weltrekord gelaufen ist, aber keinen deutschen Rekord. In Deutschland zählt der Jahrgang, so dass er bereits 2015 der Altersklasse M 55 angehört hatte, obwohl er erst am Ende des Jahres Geburtstag hat. International zählt der Geburtstag, so dass er erst seit Ende des vergangenen Jahres der M 55 angehört. Da Oberließen im vergangenen Jahr bei der Bahneröffnung in Bad Soden 2:02,43 Minuten lief, hat er nun einen Weltrekord in der M 55 gelaufen, aber keinen deutschen Rekord.

Nun hat sich Oberließen ein neues Ziel gesetzt: „Ich möchte Weltrekord, Deutschen Rekord und Lebensbestzeit laufen. Björn Dollmann hat sich angeboten, wieder als Tempomacher mit dabei zu sein.“ Dazu hat der Schwalbacher eine weitere Option. Mit dem Age Grade Calculator werden die Zeiten verschiedener Altersklassen vergleichbar gemacht. Mit dem Faktor der M 55 liegt Oberließen bei 1:44,57 Minuten, eine Zeit, die der derzeit beste Deutsche Robin Schembera (Bayer Leverkusen) nicht erreicht und die nur vom deutschen Rekordhalter Willi Wülbeck (1:43,65 min.) unterboten wird. „Sollte ich meine Bestzeit unterbieten, hätte ich Weltrekord, deutschen Rekord, Bestzeit und die schnellste Zeit, die ein Deutscher je gelaufen ist“, erklärte Oberließen.

Er freut sich, dass er erst einmal sein Ziel erreicht hat. Nun lässt er die weitere Saison auf sich zukommen: „Im vergangenen Jahr war die Zeit in Neuenhain meine Jahresbestzeit. So etwas wie jetzt kann man nicht toppen, aber ich möchte es im Sommer noch einmal versuchen, mich zu steigern. Und dann fahre ich zu den deutschen Meisterschaften nach Leinefelde.“

Und die WM in Perth ? „Ich bin zwei Mal da gestürzt, daher habe ich dort meine eigenen Erfahrungen. Und ich brauche ja nicht um die halbe Erde zu fliegen für so etwas“, so Oberließen
FM