LG Bad Soden / Neuenhain

Leichtathletik

Hinter „Brauni“ liegen viele anstrengende Kilometer und extreme Erfahrungen

Artikel aus dem Höchster Kreisblatt vom 05.07.2007:

Frankfurt. Dünn ist er geworden, das Gesicht wirkt ausgezehrt, ganz ähnlich den Radprofis nach einer Tour de France. Kein Zweifel, die Radtour durch ganz Deutschland, mit der Michael Braun und seine Mitstreiter auf den Kampf gegen die Immunschwächekrankheit Aids machen wollen (das HK berichtete), hat bei dem Hattersheimer Spuren hinterlassen. „Eine Diät musst Du in nächster Zeit nicht mehr machen“, sagt einer der Freunde und klopft „Brauni“ zur Begrüßung kräftig auf die Schulter. Mehr als ein Dutzend Bekannte und Verwandte sind ins VW-Nutzfahrzeuge-Zentrum auf die Mainzer Landstraße gekommen, wo die „aids awareness expedition 2007“ am Dienstag Abend Station machte. Brauns Eltern wollten es sich ebenso wenig entgehen lassen, ihren Sohn mal in die Arme schließen, wie Triathlon-Kollegen von der LG Bad Soden-Neuenhain und Freunde vom Lauftreff Meintaunus. Das freut den Chemikanten genauso sehr wie die Kollegen, die die Radfahrer auf dem Weg von Wiesbaden nach Frankfurt in Höchst erwarteten, um „Brauni“ aufmunternd zuzuwinken. „Das ist schon schön, erst auf der Strecke und jetzt hier, die Freunde zu sehen. Der heutige Tag gibt mir noch einmal Motivation, jetzt auf jeden Fall bis zum Ende durchzuhalten“, sagt der Hattersheimer.

Bis Sonntag werden die sieben Radler und ihre 24 Begleitpersonen noch unterwegs sein, ehe das Ziel auf der ISPO-Messe in München erreicht ist. „Es war schon hart bis hierher“, gibt Braun zu. Täglich 150 bis 200 Kilometer auf dem Rennrad zu sitzen, ist nicht jedermanns Sache. Aber er bereut seinen Entschluss, die 4000 Kilometer lange und drei Wochen dauernde Tour durch Deutschland mitgemacht zu haben, nicht. „Eine ganz besondere Erfahrung“ sei das gewesen. Das weiß Braun jetzt schon. Wie schon bei seinem ersten Ironman ist es „beeindruckend, wie sehr man sich aufraffen kann, wenn man ein Ziel hat“, sagt der 43-Jährige. Über die sportliche Herausforderung hinaus hat er aber auch neue Freunde gefunden. Auch das überraschte ihn in diesen Tagen immer wieder, „dass eine so große Gruppe, lauter Fremde eigentlich, sich so gut zusammenfinden kann“. Das Engagement für die wichtige Sache, den Kampf gegen Aids, hilft da natürlich. „Aber es ist erschreckend, dass viele Leute so wenig Bescheid wissen über die Krankheit“, sagt Michael Braun. Kaum zu glauben, dass die Gruppe selbst in großen Städten zwischen Freiburg, Leipzig, Berlin, Hamburg und Frankfurt mit Aussagen konfrontiert wurde wie „Wir haben nicht das Problem, wir haben in unserer Stadt wenig Ausländer“ oder „Aids bekommt man doch nur, wenn man mit Negern schläft“, berichtet Braun. Aber es gab auch Hoffnung machende Erlebnisse. Zum Beispiel die Begegnung mit der Schulklasse in Mölln, die die Gruppe mehr als eine Stunde auf Rädern begleitete und nun selbst eine Aktion für den Kampf gegen Aids starten möchte. Braun: „Das ist wirklich toll zu sehen, dass wir Denkanstöße geben können, und auch Anstöße zu handeln.“

Gehandelt wurde schon den Städten, wo Braun und Co. Halt machten. Neben Unterschriften wurden Spenden gesammelt, mit denen Joachim Franz, der Initiator der Aktion, weltweit Projekte unterstützt. In Frankfurt gab es darüber hinaus einen Scheck der Firma Kyocera in Höhe von 1000 Euro für ein Projekt der Uniklinik in Frankfurt, das sich um HIV-infizierte Kinder kümmert. Solche Projekte liegen dem 46 Jahre alten Extremsporter Franz am Herzen, der nach seiner Tour „einen sehr bemerkenswerten Bericht“ an Schirmherrin Angela Merkel ankündigte: „Man kann sich nicht vorstellen, wie viele Menschen hier in Deutschland noch Angst vor dem Thema Aids haben.“

Während Michael Braun sich vorgenommen hat, in seinem Freundeskreis den Kampf gegen Aids künftig verstärkt zum Thema zu machen, plant Franz schon die nächste Aktion. 2008 wird der Extremsportler mit anderen Marathonläufern in drei Monaten von Kap zu Kap laufen, genauer gesagt: Vom Nordkap in Norwegen bis zum Kap der guten Hoffnung in Südafrika. Dann jedoch ohne „Brauni“. „Ich freue mich jetzt erst einmal darauf, mit den neuen Freunden, die ich hier gewonnen habe, diese Tour zu beenden“, sagt der Hattersheimer, „aber irgendwann bin ich sicher wieder mal dabei – fest versprochen.“ (kes)

sg