LG Bad Soden / Neuenhain

Leichtathletik

Ultra - Frank Wiegand

Wer bei der Jahresabschlussfeier der LG BSN am 1.12.2018 aufmerksam der Laudatio von Peter Eckes für Frank Wiegand lauschte (und nicht gerade mit mobilen Endgeräten beschäftigt war), wurde vielleicht in seinem bisherigen Verständnis von einigen Begrifflichkeiten etwas irritiert. Im Rahmen der Ehrungen zeichnete Peter den Ultraläufer Frank u.a. mit den Worten aus, für ihn sei ein Marathonlauf inzwischen zum Sprint geworden. Ultra? Marathon als Sprint?

Mit Ultra brachte man bisher doch die Pyroschleuderer von Eintracht Frankfurt und allenfalls päpstliche Weisungen „ultra montanes“ (von jenseits der Berge, d.h. aus Rom hinter den Alpen) in Verbindung. Und beim Sprint war man ja neben den klassischen 100m inzwischen schon an den 10km Sprint im Skilanglauf oder an den Sprintcross (950m in Neuenhain) gewöhnt. Aber Marathon?

Nun zunächst einmal kurz die Auflösung. Frank Wiegand läuft viel Marathon, aber eben nicht nur. Fast sieht es so aus, als ob seine sportliche Hauptleidenschaft den deutlich längeren Strecken gilt. So belegte er bei den Deutschen Meisterschaften über 100km mit neuem Vereinsrekord von 8:12:42 Stunden in seiner Altersklasse (M 50) den „Silberrang“ und insgesamt (d.h. alle Altersklassen) einen glänzenden 14 Rang von 84 Teilnehmern. Aber richtig „Ultra“ wurde es erst beim Ultra-Festival in Bottrop am 1./2. September 2018 (sonst tauchen 2 Tage in den Ergebnislisten nur beim Sieben-bzw. Zehnkampf auf). Da legte Frank bei den Deutschen Meisterschaften im 24-Stunden-Lauf in just diesen 24 Stunden die gewaltige Strecke von 203,279 km zurück – das bedeutet einen Schnitt von 8,470 km pro Stunde. Kann man ja mal probieren, wie lange man das durchhält. Nun, Frank hielt das 24 Stunden durch und belegte damit einen sensationellen 9. Platz bei 153 Teilnehmern. In seiner Altersklasse hieß das Platz 8 – das bedeutet, dass die Altersklasse M 50 für diese Art Dauerbelastung geradezu prädestiniert zu sein scheint. Leider hat der Chronist diese Phase schon hinter sich, sonst………….

Aber natürlich lassen sich 24 Stunden leicht steigern. Nur eine Woche nach Bottrop stand Frank am Start zum 5 Etappen-Lauf „3. Schwarzwaldlauf“ vom 9.-13. September 2018. An 5 Tagen war eine Strecke mit Start in Horb-Nordstetten über Tennenbronn, Feldberg, Blumberg, Horgen nach Horb-Nordstetten zu bewältigen – insgesamt 262km. Über die zu bewältigenden Höhenmeter ist dem Chronisten nichts bekannt, aber der Schwarzwald ist bekanntlich nicht ganz so eben wie der Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog in Nordfriesland. Und auch diese Herausforderung meisterte Frank bravourös – neben wohl unvergesslichen Naturerlebnissen sprang nach insgesamt 26:43:29 Stunden noch ein 2. Platz in der Gesamtwertung und ein Sieg in seiner Altersklasse heraus.

Einmal neugierig geworden, hat der Chronist weiter geforscht und stieß auf den Deutschland-Lauf 2017. Ein gewaltiges Ereignis. Vom 16. Juli bis zum 3. August – 19 Etappen von Sylt bis Garmisch-Partenkirchen – 1319km – und Frank Wiegand war dabei – 169 lange Stunden und 4 Minuten !!!

Schaut man sich diese Strecken an, dann erscheinen die 42,125 km eines Marathonlaufes in der Tat eher als Kurzstrecke, die man mal Sonntagnachmittag absolvieren kann. Nun hat sich schon die Marathonszene von dem sonstigen Wettkampfbetrieb ziemlich gelöst. Nur bei Welt- und Europameisterschaften sowie Olympischen Spielen sind die Marathonläufe in das Wettkampfprogramm integriert. Ansonsten führen diese Läufe ein hochdotiertes Eigenleben – zumindest die bekannten großen Frühjahrs- und Herbstmarathonläufe.
Diese Feststellungen gelten natürlich umso mehr für die Ultraläufe - nur dass es dort kaum etwas Vergleichbares zu verdienen gibt. Es ist auch kaum zu befürchten, dass mal ein 100km-Lauf in das Programm unserer Bahneröffnung eingebettet würde. Auch ist die Ultraszene (noch) nicht so bekannt wie die Marathonszene. Einer der bisher bekanntesten Ultra-Läufe ist der 100km-Lauf in Biel in der Schweiz. Auch den hat Frank schon absolviert – 2006, in 8 Stunden, 50 Minuten und 2 Sekunden. 13 Jahre später und älter läuft er diese Strecke 38 Minuten schneller – phänomenal.


Institutionell/organisatorisch ist die Ultraszene in der Deutschen Ultramarathon Vereinigung (DUV) gebündelt. International finden die Aktivitäten unter dem Dach der International Association of Ultrarunners (IAU) statt. Eine Liste der wichtigsten nationalen und
internationalen Ultraläufe findet man auf der Website https://de.m.wikipedia.org/wiki/Ultramarathon

Um die regelgerechte Einbettung der Ultraläufe in das sonstige Wettkampfgeschehen zu gewährlisten, haben der DLV und die DUV haben ihre seit Jahren praktizierte Zusammenarbeit zur Förderung des Ultralaufs 2018 mit einem Kooperationsvertrag fixiert. Ein wichtiger Punkt ist die Ausweitung des Meisterschaftsprogramms im Ultralauf-Bereich.
Als Ultramarathons gelten prinzipiell alle Läufe, die über Strecken länger als die klassische Marathondistanz von 42,195 Kilometer veranstaltet werden. In den Disziplinen 50 Kilometer, 100 Kilometer, 24-Stunden-Lauf und Ultratrail werden internationale Meisterschaften ausgetragen.

Der Kooperationsvertrag zwischen DLV und DUV beschreibt einerseits die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Ultramarathon-Nationalteams, Kaderathleten-Förderung sowie Athleten-Entsendung zu Welt- und Europameisterschaften. Andererseits beinhaltet die Vereinbarung die Erweiterung des Angebots von Deutschen Meisterschaften auf das Disziplin-Spektrum der internationalen Meisterschaften. Bis dato gab es nationale Meisterschaften des DLV nur über die 100-Kilometer-Distanz. Ergänzend richtete die DUV ihre Meisterschaften über 50 Kilometer, 6 Stunden, 24 Stunden und Ultratrail aus.

FM