LG Bad Soden / Neuenhain

Leichtathletik

1 Titel, 12 Medaillen und 2 Vereinsrekorde bei den Regionalmeisterschaften

Die Rhein-Main-Regionalmeisterschaften, die am vergangenen Wochenende (26./27.5.18) in Sulzbach stattfanden, lagen in diesem Jahr terminlich etwa günstiger. Fanden sie in den vergangenen Jahren meistens nur zwei Tage nach den Hessischen Staffelmeisterschaften, die traditionell den Fronleichnam als Termin haben, statt und war die Zeitplangestaltung darüber hinaus oft nicht besonders gelungen, so war es diesmal umgekehrt und anders.

Turnusgemäß war in diesem Jahr der Leichtathletikkreis Main-Taunus mit der Ausrichtung der Veranstaltung dran und man muss sagen, das Organisations- und Wettkampfteam mit u.a. Michaela Haag, Esther Fach, Ralf Steinfurt, Michael Gäns, Uli Theinl, Jasmin Hertler und all den anderen Kampfrichtern und Helfern hat ganze Arbeit geleistet. Vorbereitung und Durchführung verliefen reibungslos, der Zeitplan wurde zuverlässig eingehalten – ein ganz dickes Lob dem Kreisteam. Da auch das Wetter ganz toll mitspielte, gab es insgesamt ideale Bedingungen für gute Leistungen.

Die LG BSN trat mit der Rekordzahl von 32 TeilnehmerInnen auf dem heimischen Terrain im Eichwald-Stadion an. Das war nicht immer so. Teilweise unerklärlich wurden in den vergangenen Jahren die Regionalmeisterschaften immer etwas stiefmütterlich behandelt. Diese Meisterschaften könnten ja für viele, bei denen es für die Hessischen noch nicht ganz reicht, der Höhepunkt der Saison sein. In vielen Disziplinen war und ist die Beteiligung allgemein nicht sehr berauschend, so dass sich viele Chancen bieten, zu guten Platzierungen und vielleicht auch Medaillen zu kommen. Nun, diesmal ergriffen viele AthletInnen der LG diese Gelegenheiten und auch qualitativ kann sich die Bilanz sehen lassen. Insgesamt 12 mal standen die LG ler auf dem Podest (Plätze 1-3) und weitere 13 Mal belegten sie die weiteren Endkampfplätze (4-8). Damit wurden die Ergebnisse der letzten Jahre deutlich übertroffen.

Die Rhein-Main-Region ist leistungsmäßig die stärkste in Hessen (die anderen drei Regionen sind Nord-, Mittel und Südhessen), insofern hingen die Trauben naturgemäß sehr hoch. Aber es gibt ja noch den Gradmesser „Persönliche Bestleistung“ (PB). Es ist doch immer ein wunderbares Gefühl, bei einem Wettkampf so schnell wie noch nie gelaufen oder so weit wie noch nie gesprungen zu sein, unabhängig von der Platzierung. Insgesamt 18 mal konnten sich LGler über eine solche PB freuen; viele andere stellten Saisonbestleistungen (SB) auf, so auch drei der fünf Staffeln, die die Finals aufnahmen. Über die Staffeln wird noch in einem gesonderten Beitrag berichtet.

Sehen wir uns nun die rangmäßige Ausbeute im Einzelnen an. Es gab einen Regionaltitel - Till Müller wurde Regionalmeister über 800m der Altersklasse M 15. Mit 2:11,88 siegte er deutlich mit fast 10 Sekunden Vorsprung vor dem Zweitplatzierten. Dabei unterbot er seine erst Anfang Mai bei den Kreismeisterschaften aufgestellte Bestzeit um nahezu 3 Sek. und ist nun nur noch ziemlich genau eine Sekunde vom Kreisrekord seines Vereinskameraden Luis Lange entfernt, den dieser mit 2:10,89 seit 2016 hält. Till hatte schon im Winter mit laufenden Steigerungen in der Halle auf sich aufmerksam gemacht und verbesserte sich gegenüber der Vorsaison bereits um rd. 10 Sekunden, d.h. rd. 2,5 Sek je 100m. Und das muss nun noch nicht das Ende sein.

Zeitlich hochwertig auch die 22,05 Sek. die Kai Strauch auf dem Weg zu Platz 2 über 200m der Männer benötigte. Sieger Lars Hieronymi von der LG Friedberg-Fauerbach war mit 21,47 noch zu schnell. Aber die Steigerung von rd. 3/10 Sek. gegenüber seiner bisherigen PB von der Bahneröffnung lässt aufhorchen. Denn Kai ist ja „hauptberuflich“ 400m-Läufer und hat über diese Strecke vor gut 2 Wochen die Bronzemedaille bei den Deutschen Studentenmeisterschaften mit Kreisrekord (48,23) gewonnen. Verbesserung der Grundschnelligkeit und auch Vorbereitung auf die 4x400m-Staffel bei den Hessischen an Fronleichnam waren die Ziele für Kais Auftritt. Dafür liefen sich auch seine Staffelkameraden über die 200m warm. Hendrik Becker steigerte seine PB von 22,97 im letzten Jahr auf nun 22,68 (Platz 4 bei der Regio), Steffen Trenk (der seit 2015 den Vereinsrekord über diese Strecke mit 22,02 hält) kommt auch immer besser in Tritt (er hat ja immer mal wieder Verletzungsprobleme) und lief nun mit 22,77 SB (5. Platz). Der Vierte im Bunde ist Patrick Gottschalk. Er musste verletzungsbedingt im Winter passen und bestritt nun seinen ersten Wettkampf seit langem. Weniger seine 23,85 und sein Platz 10, als vielmehr der gelungene Test („Bein hat gehalten“) erfreuten Trainer und Fans. Die Jungs sind für Bebra (dort finden die Hess. Staffelmeisterschaften statt) gerüstet.

Bei den Frauen war einmal mehr die vielseitige Anne Reuschenbach (eigentlich schon Seniorin) die erfolgreichste Starterin für die LG. Im Dreisprung verbesserte sie erneut (schon zum dritten Mal in dieser noch jungen Saison) ihren eigenen Vereinsrekord im Dreisprung von 10,18 auf 10,26m und belegte Platz 2. Ihre eigentlichen Stärken liegen ja in den Wurfdisziplinen und hier landete sie gleich zweimal im vorderen Bereich. Im Speerwurf waren es 24,94m, die Platz 2 bedeuteten und im Diskus landete sie mit 35,70m auf Rang 5. In beiden Disziplinen hält sie auch den Vereinsrekord, dazu eben noch im Dreisprung und auch im Stabhochsprung, wo ihre 2,70m sogar Kreisrekord bedeuten. Nur im Kugelstoß liegt sie nicht ganz vorne. Hier behauptet sich Jutta Noll seit 1997 mit 11,26 auf Platz 1. Anne liegt mit 10,68m dahinter auf Platz 2. Mit Franziska Zirnig auf Platz 5 im Speerwurf (23,70m) war eine weitere Seniorin am Start, ebenso wie Vanessa Lemence, Sarah Schraub und Trainerin Sabine Müller (nur Staffel) in anderen Disziplinen. Hintergrund ist u.a. auch, dass im Juni der Qualifikationskampf für die Deutsche Teammeisterschaft der Seniorinnen stattfindet, in der unsere Frauen im vergangenen Jahr ja einen großartigen 3. Platz belegten, den sie gerne wiederholen würden. Da kommt zur Vorbereitung auf die diesjährige Herausforderung eine Regionalmeisterschaft als Gradmesser gerade recht.

Sarah Schraub kam über 100m nicht nur in den Endlauf, sondern belegte hinter Naomi Heidrich auch Platz 3. Naomi kommt langsam aber sicher wieder in den Bereich alter Stärke. Sie hatte ja während der Saison 2017 ein soziales Jahr in Afrika absolviert und dort in einem malawischen Dorf nicht so den Trainingsrhytmus gehabt. Mit 13,42 konnte sie aber schon wieder ganz zufrieden sein. Sarah lief nach 13,56 im Vorlauf im Endlauf 13,64. Dritte im 100m-Bunde (zu dem auch noch Anne Reuschenbach zählte) war Ellise Meyer. Sie war ja den ganzen Winter über verletzt und konnte nicht trainieren. Erst jetzt fängt sie mit kürzeren Sachen wieder vorsichtig an. Daher konnte sie ihren Titel über die 400m Hürden auch nicht verteidigen. Über 100m verpasste sie ganz knapp den Endlauf. Zusammen mit Naomi war sie auch im Weitsprung als amtierende Kreismeisterin am Start. Aber beide kamen mit der Anlage und den Windverhältnisse überhaupt nicht zurecht und konnten sich nicht für den Endkampf qualifizieren.

Auf den langen Strecken war die LG im Gegensatz zu früheren Jahren bei den Frauen nicht vertreten. Als ganz starkes „Eisen im Feuer“ erweist sich mehr und mehr Patrycja Krause. Sie kam im Winter von der LG Friedberg-Fauerbach zur LG BSN und läuft hauptsächlich 800m und 400m; in der Halle war sie auch in der 4x200m Staffel dabei. Bei der Bahneröffnung hatte sie sich schon über 400m auf 62,86 verbessert (von 67,62 im vergangenen Jahr für LG Friedberg-Fauerbach) und nun in Sulzbach gelang ihr eine ähnlich bemerkenswerte Steigerung über 800m auf 2:24,14 (von 2:32,96 in 2017), was ihr Platz 3 einbrachte.

Als Sorgenkind erweist sich z.Zt. der U 20-Altersbereich. Bei den Jungs haben wir im Moment überhaupt keine, die aktiv sind und bei den weiblichen Pendants ist der Kreis mit Hannah Müller, Eileen Kessler und Helena Broj überschaubar. Hannah lief die 400m in 69,48 (Platz2) und Eileen legte die 1500m in 5:54,30 zurück, was ihr Platz 3 einbrachte. In beiden Fällen waren allgemein die Teilnehmerinnenfelder nicht überragend. Helena lief in der Frauenstaffel über 4x100m und wird auch in Bebra Staffel laufen, vermutlich bei der U 20 über 4x400m.

Recht gut unterwegs waren die Mädchen aus der U 18-Altersklasse. Paulina Risto war gleich 3x mal am Start und lief dreimal PB. Über 400m holte sie die Bronzemedaille (allerdings wurden bei den Regios keine „physischen Medaillen“ umgehängt) und steigerte sich von 65,01 auf 63,87. Auch über 100m war ihre Steigerung beträchtlich – von 13,86 auf 13,56; damit verpasste sie den Zwischenlauf nur ganz knapp um 1/100 Sekunde. Über 200m lief sie ihr erstes Rennen über diese Strecke und konnte gleich mit 28,30 eine recht gute Einstiegszeit erreichen. Die 200m waren übrigens die Strecke mit dem größten Starterfeld – insgesamt 27 Läuferinnen traten an. Neben Paulina setzten von der LG noch Tara Heurungmit 28,26sec, Natascha Unglaube mit 28,84 sec und Christina Richter mit 28,98 sämtlich neue persönliche Bestmarken und alle unter 29 Sek.. Zu Plätzen unter den ersten 10 langten diese Zeiten allerdings nicht. Tara kam darüber hinaus über 100m mit PB 13,55 in den Zwischenlauf, den Natascha mit 13,91 verpasste. Christina lief zusätzlich noch die Stadionrunde und belegte mit 66,61 Rang 5. Auch Anne Gaugel , sonst häufig über 800m unterwegs, war über 400m am Start und kam nach 65,47 auf Platz 4 ein.

Die Jungs der U 18 konnten sich nicht so ganz im vorderen Bereich platzieren, landeten aber die eine oder andere PB. So Tim Trappmann, dem dies gleich 3mal – 100m/12,83, 200/25,96 und Weisprung/5,08 – gelang. Auch Johann Reiters 12,81 über 100m bedeuten PB. An anderer Stelle wird über die U 18-Staffel berichtet, die SB lief.

Der lange Reigen der Bilanzen wird durch die Schüler beschlossen. Auch hier waren die Jungs zahlenmäßig sparsam dran. Aber mit Tills Meisterstück und dem 4. Platz von Lukas Volz bei den M 14 über 800m in 2:27,38 konnten sich die beiden schon sehr gut sehen lassen. Lukas verbesserte seine PB dabei um fast 4 Sek.

Beeindruckend die Leistungssteigerungen bei den 15jährigen Mädchen in einigen Disziplinen. Die Zwillinge Mirja und Eva Wagner, die ja sonst schon mal gerne im wahrsten Sinne des Wortes gleichzeitig ins Ziel kommen (z.B. in 13,75 über 100m bei der Bahneröffnung) legten rasante Sprints hin. Mirja verbesserte ihre PB über 100m im Vorlauf auf glänzende 13,29 Sek., „schwächelte“ dann etwas im Zwischenlauf und bestätigte ihre PB im Endlauf mit 13,31 Sek., was ihr Platz 4 (gerne auch als undankbar apostrophiert) in der Meisterschaftswertung einbrachte. In der ewigen Vereinsbestenliste schob sie sich damit auf den 4. Rang vor. Auch Eva verbesserte ihre PB deutlich – auf 13,49 Sek. Im Zwischenlauf war für sie dann aber mit 13,70 leider Schluss. Sie lief dann noch die kräftezehrende 300m-Strecke, wo sie nach 48,01 Sekunden Platz 9 (von 14) belegte.

Zum zweiten Mal innerhalb von 3 Wochen verbesserte Leeloo Pruy den Vereinsrekord über 80m Hürden. Mit 13,01 (gegenüber 13,15 bei den Kreismeisterschaften) kratze sie an der 13 Sekunden-Schwelle – Platz 5 in der Region. Zweite Starterin über diese Strecke war Johanna Richardson und auch sie konnte ihre PB merklich verbessern. Nach ihren 14,34 vor 2 Wochen bei einem Block-Wettkampf in Korbach blieben die Uhren diesmal bei 13,67 stehen – Rang 8 in der Region. Johanna trat auch noch über die 100m an wo sie sich nach 13,81 im Vorlauf auf 13,70 im Zwischenlauf steigern konnte – für den Endlauf langte es aber trotzdem (wie bei Eva Wagner mit gleicher Zeit) nicht ganz. Dazu trat Johanna noch im Speerwurf an (einer Block-Disziplin), um Wettkampfpraxis zu bekommen. Im 1. Versuch landete ihr Wurf bei 21,10 – in der Endabrechnung bedeutete das Platz 10.

Wie eingangs erwähnt, werden die Staffeln gesondert betrachtet.

Am Nachmittag, so gegen 15:00 Uhr, konnte man dann im Bereich der wieder recht gut bestückten Kuchen- und Waffeltheke den „sportlichen“ Gegenentwurf erleben – Bier trinkende und rauchende Fußballer, die auf einem Nebenplatz im Eichwald ein Spiel ausgetragen hatten. Wer dieses Gesamtbild in Ruhe auf sich wirken ließ, dem kamen schon gewisse Zweifel über die verbindenden Kräfte des Sports.

Die Leichtathleten jedenfalls erlebten ein großartiges Wochenende bei großartigen Verhältnissen. Ein großes Dankeschön an alle Organisatoren, Kampfrichter, Trainer, Athleten, das Kuchentheken-Serviceteam und alle sonstigen Helfer (vor allem die bei Auf- und Abbau).


FM