LG Bad Soden / Neuenhain

Leichtathletik

Erlebnislaufen 2012 - Klappe die Dritte, diesmal im Siebengebirge

Auf der Suche nach einem bergigen Trainingslauf in nicht allzu weiter Ferne stoßen wir auf den Link des Rheinsteig Extremlaufs. Die Seite verspricht ein Naturerlebnis mit läuferischer Herausforderung mitten im Siebengebirge. Sofort infiziert melden wir in Sekundenschnelle zu schlappen 23 € den Lauf für den Pfingstsonntag (0,019 ct pro Höhenmeter, ein Schnäppchen).
Ein Hotel ist auch bald gefunden, denn mit Startzeit um 8h fällt die Option Anreise am Veranstaltungstag flach.
So reisen wir am Samstag nach Königswinter, beziehen im idyllischen Hotel Otto unsere Zimmer und begeben uns zur Abholung der Startunterlagen.
Genauso individuell wie alle Aspekte des Events, ist diese am Fuße des Drachenfels im Bahnhof der Drachenfelsbahn lokalisiert.
Wir bekommen unsere Startnummer, den Kleidersack und viele nette Worte auf unsere Fragen und entscheiden uns spontan zur Bahnfahrt. Die historische Bahn tuckert mühselig den steilen Berg hinauf, wir gewinnen die ersten landschaftlichen Eindrücke – noch entspannt im Sitzen. Aber es wird uns so langsam bewußt, was da am nächsten Tag auf uns wartet: Tolle Landschaft und ganz viele steile Auf- und Abstiege, vielfältige Erlebnisse stehen bevor.
Die Bahn hält an der mittleren Station Schloss „Drachenfels“ mit sehr gepflegtem Park und einer Kapelle, heute Lokalität für eine Hochzeit. Der nächste Ausstieg ist der Gipfel des Drachenfels‘ mit berauschender Aussicht über das gesamte Rheintal und der erneuten Bestätigung, es geht bergig zu und warm! Die Startzeit um 8h ist uns mittlerweile äußerst sympathisch.
Zurück in Königswinter stärken wir uns in mediterraner Athmosphäre in Laufweite zum Hotel und begeben uns ob der wartenden Anstrengung früh zur Ruhe.
Der Lauftag begrüßt uns mit vielversprechendem bedeckten Himmel und nach kurzer Fahrt erreichen wir Bonn und freuen uns über eine unproblematische Parkplatzlage und relaxte Stimmung im Startbereich.
Knappe 300 Teilnehmer, vornehmlich bestehend aus Ultraläufern und anderen wohltrainierten Individualisten tummeln sich im Eingangsbereich des T-Mobile Gebäudes in Bonn-Ramersdorf.
Mit kurzer motivierender Ansprache des Orga-Teams und der eingehenden Warnung vor einigen gefährlichen Bergabpassagen werden wir punkt 8h auf die Strecke geschickt. Kein Gedrängel, kein Geschiebe, es liegen 34 km mit 1200 Höhenmetern vor uns, da zählen keine Sekunden auf den ersten Kilometern. Zur zeitlichen Kalkulation der Laufdauer wird geraten, die eigene Marathonzeit als Orientierung zu nehmen.
Nach kurzer Passage auf Asphalt geht es in den Wald und schon nach 10 min die erste Treppe hinauf, das Thema „Rheinsteig“ wird wahr!
Wir passieren das Foveaux-Häuschen, den Dornhecken-See und erfreuen uns an dem Panorama unterhalb der Weinberge von Dollendorf. Die Streckenanteile wechseln zwischen Wald und kleinen Anteilen über Wiesen, die Untergründe sind sehr naturbelassen, z.T. mit größter Achtsamkeit zu laufen: Schotter, Geröll, Wurzeln, Schiefersteine gilt es ohne Schaden zu passieren.
Das Profil fordert mit einem ständigen Wechsel von steilen und langen Bergauf- und Bergabpassagen heraus, ganz wenige Anteile werden in der Ebene gelaufen.Das erfordert viel Konzentration und Brennstoff, der an den zahlreichen Verpflegungs- und Getränkestellen umfassend nachgeliefert werden kann. Das Läuferbuffet – dageboten von in Summe 100 äußerst engagierten ehrenamtlichen Helfern – ist vielfältig und reichlich: Obst, Salziges & Süßes wird in den verschiedensten Varianten gereicht und auch die Getränkeauswahl läßt keine Wünsche offen.
Mit dieser Unterstützung und dem Zuspruch der Fans und Streckenposten bleibt auch noch genügend Energie, um die Landschaft und die tollen Aussichten auf den erklommennen Höhen zu geniessen.
Nach und nach erobern wir den Peters- und Geisberg, den Drachenfels sowie die Löwenburg und den Himmerich und stürmen nach ~30 km mit größter Vorsicht den letzten Abhang nach Bad Honnef hinab. Die letzten Kilometer lassen sich gut laufen, es geht noch ein Stück durch Wohngebiete und die Vorfreude aufs Finish steigt. Zwei Fußgängerbrücken sind die letzten Hürden bevor wir die Insel Grafenwerth und damit die Zielgerade erreichen.
Begrüßt vom Zielsprecher und applaudierenden Laufkollegen und Begleitern schmeckt kurz nach Zieleinlauf die isotonische Versorgung, die ebenso reichhaltig wie auf der Strecke zusammengestellt ist.
Das Finisherpaket – ein köstliches Kürbiskernbrot und ein Glas Siebengebirgshonig – paßt wunderbar ins Bild dieser besonderen und hochklassisch organisierten Veranstaltung mit einer sehr großen Portion sportlicher Herausforderung.



Kristin Müller; W35; 3:46,29; 23. Frau/ 67; 155. Gesamt/ 297

Kristin Müller

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